Zukunftsforum II.II.5
„Digital souverän oder souverän digital?“ – Staat und Digitalwirtschaft im Dialog über Sicherheit, Resilienz und Unabhängigkeit
Zukunftsforum II.II.5
„Digital souverän oder souverän digital?“ – Staat und Digitalwirtschaft im Dialog über Sicherheit, Resilienz und Unabhängigkeit
Die digitale Welt ist längst ein zentraler Schauplatz geopolitischer Auseinandersetzungen: Wie kann technologische Handlungsfähigkeit gesichert werden, ohne sich vollständig autark aufstellen zu müssen? Und wie lassen sich digitale Abhängigkeiten reduzieren, ohne den Innovationsaustausch und die internationale Zusammenarbeit zu gefährden?
Im Zentrum dieser Debatte steht die Frage nach digitaler Souveränität – und wie diese in einer vernetzten Welt praktikabel und zukunftsgerichtet ausgestaltet werden kann. Große US-amerikanische Technologiekonzerne, chinesische Plattformanbieter sowie eine zunehmend fragmentierte Weltordnung setzen europäische Staaten und Unternehmen unter massiven Handlungsdruck. Die Bundesregierung hat daher in ihrem Koalitionsvertrag ambitionierte Ziele formuliert: den strategischen Ausbau digitaler Souveränität – durch resilientere Infrastrukturen, offene Standards, Open-Source-Technologien und den Aufbau eines souveränen „Deutschland-Stacks“.
Wenig diskutiert wurde die digitale Souveränitätsdebatte mit Fragen klassischer Außen- und Handelspolitik. Die USA setzen wieder verstärkt auf Zölle, Subventionspolitik und Exportkontrollen, insbesondere im Technologiesektor. In diesem Kontext stellt sich die Frage: Wirkt das europäische Streben nach digitaler Souveränität nicht ebenfalls wie eine Form von Protektionismus?
Doch es wäre verkürzt, digitale Souveränität mit wirtschaftlichem Protektionismus gleichzusetzen. Ziel ist nicht die Abschottung, sondern die Schaffung strategischer Resilienz und fairer Wettbewerbsbedingungen in einem global hochkonzentrierten Technologiemarkt.
Europa steht somit vor einem Balanceakt: Es gilt, digitale Unabhängigkeit zu stärken, ohne neue Mauern zu errichten. Notwendig ist eine Digitalpolitik, die nicht reflexhaft auf Isolation setzt, sondern gezielt auf Diversifizierung, Wettbewerbsfähigkeit und strategische Partnerschaften.
Europa muss sich auch außenwirtschaftspolitisch neu ausrichten: Wie lässt sich ein digitaler Binnenmarkt schaffen, der widerstandsfähig gegenüber externen Schocks ist – und zugleich offen bleibt für globale Kooperation, Innovation und Wissensaustausch?
Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt des Forums, das folgende Aspekte vertieft:
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Wie definieren Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft digitale Souveränität – und wo liegen mögliche Zielkonflikte?
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Welche Rolle spielen Institutionen wie das Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS) beim Aufbau vertrauenswürdiger digitaler Infrastrukturen?
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Sind europäische oder nationale Lösungen mit globalen Standards kompatibel – oder drohen digitale Insellösungen?
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Wie kann die Abhängigkeit von internationalen Cloud-Diensten verringert werden – technisch, wirtschaftlich und politisch?
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Welche Technologien – etwa Open Source, Edge Computing oder föderierte Clouds – bieten realistische Alternativen zu bestehenden Monopolen?
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Wie kann eine europäische Digitalpolitik gestaltet werden, die strategische Resilienz mit internationaler Anschlussfähigkeit verbindet – auch im Spannungsfeld zwischen Zöllen und Freihandel?